„Mach es noch einmal, Wolfgang“
oder Borne to Run - 2.0
Von Wolfgang Seebacher
So ähnlich ist der Titel eines Films mit Woody Allen Anfang der Siebzigerjahre, an den ich denken muss, als mir die Ausschreibung für den „Borne To Run 2024“ im Internet begegnet. Borne to run, was für ein Name für ein fantastisches Lauferlebnis,
das ich 2024 erleben durfte. Und das sozusagen vor der Haustür, nur wenige Kilometer von Wickede entfernt.
Eine Beschreibung der Veranstaltung findest Du hier:
https://my.raceresult.com/253350/info
Es ist klar, dass mich meine Tochter Anke wie im letzten Jahr auch auf diesen Lauf aufmerksam macht, so dass wir ziemlich gleichzeitig das Anmeldeformular ausfüllen. Auch Schwiegersohn Dennis, der im letzten Jahr voller Begeisterung mitgelaufen
ist, ist natürlich wieder mit von der Partie. Da kann ich mich nicht lange bitten lassen, denn auch ich bin sehr begeistert über Organisation, Ablauf und Drumherum des letztjährigen Borne To Run, und deshalb ist es mir eine Herzensangelegenheit,
in diesem Jahr wieder dabei zu sein. Mir kommt zugute, dass die Veranstalter Mario und Jan- Philipp einen Frühbucherrabatt gewähren, und der Reinerlös wieder karitativen Zwecken zufließt. Also flink mit den Händen über die Tastatur gesaust
und das Anmeldeformular ausgefüllt. Natürlich bin ich aufgrund der Begeisterung, die ich im Vorjahr empfunden habe, auch in diesem Jahr wieder voller Vorfreude.
Meine Frau, im letzten Jahr noch begeisterte Zuschauerin und „Probewalkerin“, meldet sich auch für den 3 h- Lauf an. Sie will walken, natürlich kein Problem. Also 4 Seebacher in einer Veranstaltung, das haut rein.
Schon bei den Anmeldungen zeigt sich, dass die Anzahl der Laufinteressierten um ein Vielfaches überboten wird. So werden bei den verschiedenen Läufen jeweils mehr Läuferinnen beziehungsweise Läufer teilnehmen als 2023. Wie viele Teilnehmer*innen verkraften die zwei Veranstalter?
Ich bin mit meinen Trainingsleistungen eigentlich mächtig im Hintertreffen, denn naja neben der Atmung habe ich auch Probleme mit meinen Gelenken, die zwar nicht schmerzen, aber mit zunehmender
Intensität beziehungsweise Belastung doch störend wirken und sich mitunter lebhaft melden nach dem Motto:
„Mach halblang, du bist nicht mehr der Jüngste“.
Doch wie soll ich das Training durchführen? Welche Belastung kann ich meinem Körper zumuten? Welche Intensität muss ich eingehen? Wie viel Kilometer im Training kann ich laufen? Wie komme ich mit
dem Wetter klar? Mal scheint die Sonne, und es ist sehr warm, mal regnet es Cats and Dogs, und es wird wieder
frischer, und dieses wechselseitige Wetter ist für mich suboptimal.
Diese und andere Fragen beschäftigen mich im Vorfeld. Hinzu kommt, dass mir ein geeigneter Trainingspartner fehlt.
Mein Nachbar und Laufkollege ist aufgrund andauernder und schwerwiegender Knieprobleme nicht mehr in der Lage, einige Kilometer mit mir zu laufen. Also bin ich auf mich allein gestellt, was nicht
immer einfach ist. Vor allem fehlt mir auch ein wenig die Motivation, also der Trainingspartner, mit dem ich gemeinsam das Projekt Borne to Run angehen kann. Immerhin bin ich dankbar, dass mein
Nachbar mich zumindest auf dem Rad begleiten kann und das auch bei denen für mich längeren Strecken, die sich bis auf 10 km ausdehnen. Insofern fühle ich mich einigermaßen gerüstet und fasse den
Vorsatz, einen Halbmarathon anzugehen. Im letzten Jahr habe ich das geschafft in einer nicht nennenswerten Zeit, aber das war auch nicht das Ziel meines Laufens, denn die sozialen Kontakte, die
ich im Laufe meines Läufer Lebens geknüpft habe und beibehalten möchte, diese Kontakte sind mir sehr wichtig und wertvoll. So treffe ich bei derartigen Läufen viele Bekannte und Freunde, mit
denen ich mich gerne austausche und vor allen Dingen in Erinnerungen schwelge.
Und so machen sich die beste Ehefrau der Welt und ich am 8. Juni mit der S-Bahn auf nach Unna. Vom Bahnhof Unna geht es dann den Ring entlang bis zum Bornekamp, und dort noch einmal ein gutes Stück hinein, insgesamt ca. 2 Kilometer. Wir wollen
zeitig da sein, um uns noch akklimatisieren zu können beziehungsweise viele Bekannte und Freunde zu treffen und mit denen zu fachsimpeln. Auch Tochter Anke und Schwiegersohn Dennis erwarten wir ziemlich zeitnah, so dass die Familie Seebacher mit vier Personen vollständig vor Ort ist. Auf dem Weg zur Stadt und Ziel an der
katholischen Martinskirche begegnen uns schon die am Vortag gestarteten
Ultraläufer, die 48 Stunden unterwegs sein werden und Runde um Runde die 1947 Meter umfassende Strecke im und durch den Bornekamp unter ihrer Laufwerk Zeuge nehmen.
Es gibt ein großes Hallo mit Mario, dem Veranstalter, der glücklicherweise seine gesamte Familie in die Abwicklung des Laufes eingebunden hat, sei es für die Ausgabe der Startnummern oder beim Bereitstellen der Versorgung für die Aktiven. Wir finden ein üppig bestücktes Büffet, reichhaltiges Angebot an Getränken und Speisen vor, an denen sich jeder Teilnehmer während des Laufes erfrischen kann. Aus Umweltschutzgründen sind die Trinkbecher aus festem Plastik. Diese werden mit der Startnummer jedes Teilnehmers versehen, und können auch bei
späteren Läufen wieder verwendet werden kann.
Im Gegensatz zu Veranstaltungen, bei denen keine kürzeren Runden gelaufen werden oder gar eine Punkt-zu-Punkt Strecke gelaufen werden muss und somit Einwegbecher benutzt werden, ist diese Entscheidung besonders von Vorteil. So können die Aktiven in jeder Runde trinken und essen.
Wir treffen auch viele Freunde und Bekannte, bei deren Begrüßungen sehr viele Umarmungen und freundliche Worte ausgetauscht werden. Alle Personen einzeln aufzuführen, würde bestimmt dazu führen, den einen oder die andere zu vergessen.
Insofern verzichte ich auf die Namensnennung.
Klar, unsere Tochter Anke und ihr Mann Dennis gesellen sich zu uns, und gemeinsam freuen wir uns auf unseren Lauf.
Meiner Frau und mir kommt die Ausstattung des Versorgungs und Verpflegungsstandes noch üppiger vor als im Jahr 2023 vor, das hängt vielleicht auch damit zusammen, dass wesentlich mehr Teilnehmer an dieser Veranstaltung teilnehmen. So werden allein 62 Aktive komplett 48 Stunden unter ihre Laufwerkzeuge nehmen, wobei natürlich davon auszugehen ist, dass nicht durchgelaufen wird, sondern entsprechende Ruhepausen eingelegt werden. Dazu haben die Teilnehmer die Möglichkeit, neben der der Kirche gelegenen Wiese ein Zelt aufzustellen und sich dort bei Bedarf zur Ruhe zu begeben. Im Übrigen sei gesagt, dass die Versorgungsstation die ganze Nacht betrieben wird, so dass die Ultras regenerieren, sich erholen und sogar schlafen können.
Vor dem Start erhalten wir unsere Startnummer, die wir vorne
am Laufshirt befestigen. Ich benutze dafür einen elastischen Gurt, um Löcher im Laufshirt zu vermeiden. Zusätzlich gibt es einen Transponder mit entsprechender Startnummer, den wir um den Knöchel wickeln sollen. Es wird nämlich jede Runde einzeln beim Überlaufen einer Kontaktlinie mit der entsprechenden Nummer protokolliert und auf einem Riesenbildschirm im Start und
Zielbereich angezeigt, so dass jeder auf einen Blick feststellen kann, wie viele Runden, beziehungsweise wie viel Kilometer er absolviert hat. Das hilft und motiviert, insofern eine gute Sache.
Außerdem bekomme ich das bestellte T-Shirt, welches sehr geschmackvoll
gestaltet und repräsentativ ist.
Um 13:00 Uhr ist der Start der 6 Stunden Laufes. Zuvor jedoch findet ein Briefing statt, in dem einige wenige Verhaltensregeln verkündet werden und Fotos der Startgruppe, vor allen Dingen mit einer Drohne, angefertigt werden. Informationen
gibt es zu bestimmten Signalen (Fanfarenklänge, Tusch, tosender Applaus, u.ä.), die an der Musikanlage per Knopfdruck ausgelöst werden, um bestimmte gelaufene Strecken dokumentieren, zum Beispiel Halbmarathon 30 km und so weiter.
Als besonderes Highlight stellt uns Jan-Philipp den Borne-ToRunTheme Song vor, der uns lange Zeit begleitet und im mp3-Format verfügbar ist:
Im Bornekamp Park
Die Schritte hallen laut
Runde um Runde
Keiner gibt hier auf
Zwei Kilometer
Immer wieder
Die Uhr tickt
Doch wir werden nie müder
Borne To Run
Immer weiter
…..
Anhören lohnt sich.
Um 13:00 Uhr geht es also nach einem Count-down pünktlich auf die 1947 m umfassende Strecke. Die Streckenführung lässt sich ja unter dem von mir oben genannten Link nachvollziehen. Insofern verzichte ich darauf, die einzelnen Abschnitte zu beschreiben.
Meine Frau, die sich für 3 Stunden angemeldet hat, muss bis 14:00 Uhr warten, denn dann beginnt der Start der 3 Stunden Teilnehmer. Ich versuche, ein moderates Tempo anzugehen, um nicht von Anfang an zu viele Körner zu verbrauchen und auch um meine Knie zu schonen. Ich musste darauf hinweisen, dass
ich wie schon in den vergangenen Zeiten selbstverständlich mit einer Bandage am linken Knie laufe.
Die erste nennenswerte Steigung nach wenigen 100 m laufe ich noch locker hoch, um dann in einem großen Bogen wieder zurück auf den Hauptweg zu gelangen und von dort aus einem
Waldrand entlangzulaufen und wieder an Start und Ziel zu kommen.
Hier wird wie geplant meine erste Runde protokolliert. Die Zeit ist okay und ich fühle mich wohl. Dies liegt wohl auch daran, dass meine Frau sich in diesem Bereich befindet und ihre Familienangehörigen abklatscht.
Nach 7 Runden treffe ich Inge, und
wir beschließen, gemeinsam ein
Stück des Weges, also 1947 m, zurückzulegen.
Inzwischen beginnt mein linkes Knie
zu schmerzen, so dass ich überlege,
den Lauf zu beenden.
Ein Halbmarathon wie im letzten
Jahr wird mir also nicht gelingen.
Macht nichts.
Hauptsache ich bin dabei und genieße
neben dem läuferischen auch die sozialen Kontakte mit meinen Freunden und Bekannten.
Das ist mir insbesondere in der heutigen Zeit, in der ich nicht mehr an so vielen langen Läufen teilnehmen kann, sehr wichtig. Nachdem ich mit meiner Frau die für sie fünfte und für mich achte Runde zurückgelegt habe, beenden wir den Lauf. Im Zielbereich geben wir unsere Transponder zurück und trinken und essen ausgiebig
an den Versorgungständen. Es bleiben keine Wünsche unerfüllt.
Was willst du mehr Mario und Jan- Philipp haben an alles gedacht, denn sie sind Läufer, großartige Ultraläufer, und wissen genau, was das Läuferherz begehrt.
Wir fahren mit der S-Bahn zurück nach Dortmund. Dabei mache ich die Erfahrung, dass inzwischen hohe Mauern an den Straßenrändern entstanden sind, die früher einmal Bordsteine waren, wer auch immer die in der Zwischenzeit hochgezogen hat.
Für mich stellen Sie teilweise hohe Hürden da, aber so ist das eben. Die von uns zurückgelegen Distanzen und Zeiten kannst du übrigens im Internet unter dem oben genannten Link nachlesen.
Für uns geht ein ereignisreicher Samstag zu Ende. Da die Veranstaltung für nächstes Jahr bereits terminiert ist und wir ausgerechnet zu dieser Zeit gut für den Sport planen können, werden wir uns wieder anmelden und erneut teilnehmen.
An dieser Stelle danke ich nochmal Mario und Jan-Philipp sowie allen Helferinnen und Helfern für diese großartige Laufveranstaltung, deren Vorbereitung und Durchführung hohen Aufwand erforderte.
T-Shirt und Medaille
sind sehr geschmackvoll
und Top-Ausnahmen
in meiner umfangreichen
Kollektion.