Jubiläumslauf von Arkadius
Eigentlich fehlen mir dir Worte, um über dieses Marathonevent zu berichten. Denn der New York Marathon ist unbeschreiblich. Wenn man es nicht selbst erlebt hat, kann man es sich vermutlich nicht vorstellen, welche Stimmung auf den Straßen von New York an diesem Tag herrscht.
Laut Ergebnisliste haben in diesem Jahr 55.646 Läufer das Ziel erreicht, und damit nach nur 5 Wochen den Berliner Marathon wieder abgelöst, der mit seinem 50. Jubiläumslauf 2024 zwischenzeitig einen neuen Rekord aufgestellt hatte.
Für mich war es nun auch ein Jubiläumslauf. Und es gibt rückblickend wahrscheinlich keinen überwältigenden Ort als New York City um den 10. Marathon meines Läuferdaseins absolviert zu haben. Auch das Erlebnis drumherum machte diese Marathonteilnahme zu einer einzigartigen Erfahrung für mich! Ich reiste bereits 3 Tage vor dem Marathontermin an und je näher der Termin heranrückte, desto mehr spürte man in der Stadt eine besondere Stimmung. Es waren viele Läufer und Läufergruppen auf den Straßen und insbesondere im Central Park unterwegs. Die meisten Gruppen machten mit Trikots auf ihre Nationalität aufmerksam.
Am Marathontag ging es für mich komfortabel mit einem Bus direkt vom Hotel zum Start in Richtung Staten Island. Beindruckend war, wie viele Busse am sehr frühen Sonntagmorgen in der Stadt unterwegs waren und immer wieder war überall Polizeipräsenz mit den "Kirmesbeleuchtungen" auf denen Fahrzeugen zu sehen. Die Busfahrer fuhren wie die letzten Henker und man hatte hier den Eindruck, dass man mittendrin in einem großen Rennen mit hunderten von Bussen ist. In Staten Island an der "Startbrücke" Verrazzano-Narrows Bridge angekommen, hieß es dann auf einer großen Anlage des Fort Wadsworth (Armee-Stützpunkt) warten. Es war an diesem Morgen mit 6 Grad recht kühl, aber zum Glück ging kurz vor Ankunft die Sonne auf. Es wurden am Nachmittag noch 15 Grad erreicht und es war durchwegs sonnig mit klarem blauen Himmel. Für meinen Jubiläumslauf hätte es kein besseres Wetter geben können!
Kurz nachdem die Elite auf die Strecke gelassen wurde, ertönte für die erste Welle und damit auch für mich um 9:10 Uhr der dumpfe Startschuss mittels einer Kanone.
Zu Frank Sinatras "New York, New York" gingen die Läufer auf Ihre Reise.
Zunächst musste die gigantische Verrazzano-Narrows Bridge bezwungen werden, die sich endlos in die Länge zog, und über der die Hubschrauber kreisten
Nach einer gefühlten Ewigkeit auf dieser Brücke erreichte man den zweiten von fünf New Yorker Boroughs (Stadtbezirke). Nach Staten Island wartete jetzt Brooklyn auf die Läufer. Und schon auf den ersten Metern erahnte man, was da anfeuerungstechnisch noch auf die Läufer zukommt. Die Straßen wurden von Massen an Zuschauern belagert. Die Stimmung war auf den ersten Kilometern schon auf den Siedepunkt. Und das hörte bis zum Ziel nicht mehr auf. Nur auf den Brücken konnte man "kurz" zur Ruhe kommen. Und als man in Brooklyn ein orthodox-jüdisches Viertel passierte, war es kurz mal ruhig. Sonst hörten die Anfeuerungen, der geschätzten insgesamt 2 Millionen Zuschauer einfach nicht auf. Teilweise standen die Menschen in mehreren Reihen hinter den Absperrungen und machten einen höllenlärm. Es ging dann weiter über Queens nach Mannhatten und dort die unendlich langgezogene 1st Avenue nordwärts in Richtung Bronx.
Am südlichen Teil der Bronx angekommen, folgte hier nur ein kleiner Schwenker wieder zurück nach Mannhatten mit dem Central Park als Zielrichtung. Vom Norden her am Park angekommen, lief man zunächst entlang des Central Parks, später auch im Park selbst, ehe man diesen am südlichsten Punkt wieder verlassen hat. Ein letztes Mal ging es über eine breite Straße, die 59st Street, leicht hinauf zum Columbus-Kreis, einem Kreisverkehr mit einem Columbus-Monument in der Mitte und einem Metall-Globus am Rand. Hier war noch eine letzte Bühne aufgebaut, auf der eine Band die Läufer mit Coversongs unterstützte. Ich musste schmunzeln, denn für mich ertönte beim Vorbeilaufen "Dead Or Alive". An dieser Stelle bog man auf die "Zielgerade" ein und ließ sich noch mal von den frenetischen Zuschauern ins Ziel tragen.
Sportlich stand als Ziel für mich nur den Jubiläumsmarathon zu finishen und so viele Eindrücke wie möglich aufzusaugen. Es war zum Schluss auf Grund der Höhenmeter dennoch nicht einfach, aber die Atmosphäre und die wahnsinnige Stimmung haben mir einen unvergesslichen Lauf durch diese absolut crazy Stadt beschert. Ich bereue keinen einzigen Schritt. Es ist ein Erlebnis, das ich jedem passionierten Läufer empfehlen kann!
Am Tag danach war es quasi Pflicht die Medaille stolz zu tragen.
Man wird von so vielen Leuten beglückwünscht. Die meistgehörten Worte waren "congratulations" und "good job" von wildfremden Leuten. Selbst im Hotel war das Zimmermädchen Feuer und Flamme und animierte mich mit den Worten "We have a winner here!" zum Smalltalk.
Es bleibt festzuhalten, dass die New Yorker ein sehr Marathonverrücktes Volk sind.
Es war ein einzigartiges, unvergessliches Erlebnis!