19. Europamarathon Görlitz

 

09.06.2024

Marathon

 

Nach 2023 zog es mich auch in diesem Jahr zum Europamarathon nach Görlitz und Zgorzelec. Görlitz ist bekanntlich die östlichste Stadt Deutschlands. Manch einer behauptet, es sei sogar die schönste Stadt Deutschlands. Auf der anderen Seite der Neiße liegt Zgorzelec. Und wer im Geschichtsunterricht aufgepasst hat, weiß dass die Neiße als Ergebnis des Zweiten Weltkrieges seit 1945 einen Teil der deutsch-polnischen Grenze bildet und erst 1990 in einem völkerrechtlichen Vertrag zwischen Deutschland und Polen bekräftigt wurde.

 

Diese Tatsache macht den Europamarathon zu einem besonderen Lauf. Denn während des Laufes, wird die deutsch-polnische Grenze über die Altstadtbrücke mehrmals überquert. Beim Marathon ist eine über 10 Kilometer lange Runde 4-mal in Form einer Acht zu laufen. Ca. eine Hälfte einer Runde wird in Deutschland und die andere Hälfte in Polen gelaufen. Dabei ist die Altstadtbrücke das Nadelöhr, wo sich die beiden Hälften der 10er Runde begegnen. An dieser Stelle wird also die Grenze beim Marathon stolze acht-mal überquert.

 

Nun klingt der Begriff "Europamarathon" etwas monströs. Der Name wird wohl eher von der Existenz der Europastadt Görlitz/Zgorzelec abgeleitet. Der Fokus der Teilnehmer liegt meist auf den kürzeren Distanzen, so dass der Marathon gefühlt eher ein Nebenprodukt dieser überregionalen Laufveranstaltung ist. So haben den Marathon in diesem Jahr nur 66 Teilnehmer gefinisht. Beim Halbmarathon waren es 240 Teilnehmer. Beim 10 Kilometerlauf waren es schon 426 und beim 5,6 Kilometerlauf 573 Teilnehmer. Es gab dann auch noch einen Kinderlauf über 1,5 KM und einen Bambinilauf über 400 Meter. Walker konnten über die 10 und 5,6 Kilometer starten. Außerdem gab es in diesem Jahr erstmalig die Möglichkeit beim Marathon und Halbmarathon mit Männer-/Frauen- oder Mix-Staffeln teilzunehmen. Insgesamt zählte die Veranstaltung 2109 Finisher. Vor der Corona-Pandemie wurden sogar Wettbewerbe für Handbiker, Skater, Tretroller und Einradfahrer (!) ausgetragen. Diese wurden aber leider bisher nicht wieder aufgenommen.

 

Mein Marathonlauf startete um 09.00 Uhr. Da gleichzeitig auch der Halbmarathon begann, war die Strecke anfangs angenehm gefüllt. Erst nach der zweiten Runde, als die Halbmarathonis ins Ziel kamen, wurde es spürbar leerer. Später mischten sich aber noch die Walker und die Starter über 10 Kilometer ins Geschehen.

 

Mein Lauf sollte eine Mischung aus Spaß, Longrun und Sightseeing sein. Angepeilt habe ich zu nächst eine 5er Pace, wobei ich im Laufe des Marathons die Geschwindigkeit sukzessive etwas rausgenommen habe. Der Europamarathon ist für einen Straßenmarathon wirklich kein leichter Lauf. Das Profil ist spätestens nach der zweiten Runde sehr zermürbend. Möglicherweise ist das der Grund, warum sich so wenige über die volle Distanz anmelden.

Und auch in diesem Jahr herrschten mit 20° C warme Temperaturen vor. Auch wenn es trotz der angezogenen Handbremse zum Schluss etwas anstrengend wurde, habe ich den Lauf in vollen Zügen genossen. Die schöne Kulisse auf der Altstadtbrücke am Fuße des Doms und der kleine Anstieg in der Altstadt mit Blick auf das sehenswerte Rathaus gehören zu den "touristischen" Highlights. Mein kleines Highlight war eine persönliche Freestyle-Tanzeinlage während meines Laufs vor einer Band, die auf einer Wiese auf der polnischen Seite die Läufer mit cooler Musik unterstützte.

 

 

 

Nach knapp 3 Stunden und 40 Minuten kam ich vom Laufen (und Tanzen) dann doch etwas erschöpft ins Ziel, war aber trotzdem über das absolvierte, etwas härtere Training sehr zufrieden.

 

 

 

Übrigens, Görlitz liegt auf dem 15. Meridian, dem Bezugslängengrad der mitteleuropäischen Zeit. Die Zeit geht hier also genau richtig. Wenn jemand also Probleme mit seinem Zeitgefühl hat, sollte mal hier starten... ;-)