Paris Marathon, für mich ein sehr emotionaler Lauf 


Jetzt war es soweit, heute ist die lang ersehnte Verabredung mit meinem Marathon-Freund. Der 12. April 2015 kam schneller als ich dachte. 


In den letzten Wochen hatte das Training nicht ganz so regelmäßig geklappt, somit konnte ich erst eine knappe Woche vorher einen meiner langen Trainingsläufe einbauen. Ein Lauffreund hat mich mental beruhigt und mich bestätigt, gut für die diese große Stunde vorbereitet zu sein. 


Das Hotel lag fußläufig zum Start und Zielbereich, somit konnten wir, mein Mann und ich, das Hotel ganz entspannt um 8.15 verlassen. Gefrühstückt hatte ich wie immer vor langen Läufen, meinen Haferbrei mit Chiasamen und einer Banane. 


Das öffentliche Urinieren kostet in Paris 35 Euro, aber das sollte die Läufer heute nicht daran hindern, einfach noch an irgendwelchen Zäunen ihre Geschäfte zu erledigen. Da wird’s für uns Frauen schon schwieriger, aber es ging dann doch noch zwischen den parkenden Autos, heute ist alles erlaubt. Was konnte ich dafür, wenn die im Startbereich zu wenig Dixis hinstellten. 


Am Abend vorher hatte ich mit Francisco die Laufroute besprochen und Treffpunkte ausgemacht, von wo aus er mich anfeuern könnte. 

Mein Laufoutfit bestand aus einer bunten kurzen Hose, einem Top und darüber das geliebte LWT-Vereins-Shirt.


Es wurden 19 Grad vorhergesagt, also frieren werde ich nicht.


Da dies meine erste Marathonverabredung im Ausland war, wollte ich es nicht verpassen eventuell einige Landsleute nicht anzutreffen, nur weil wir uns nicht erkennen würden. Deshalb habe ich meine Bayerische Fahne am Shirt befestigt. Die kennt man doch auf der ganzen Welt. 

Ich ging dann schon zeitig in meinen eingeteilten Zielzeit-Block 4 Stunden: 15 Minuten, damit ich das Gefühl hatte ich steh ganz vorne, haha. Somit wurden Francisco und ich durch den Bauzaun getrennt. 


Ach hier standen für gefühlte 4000 Läufer noch zwei Dixis. Na dann reihte ich mich doch lieber mal ein, denn in einer Stunde könnte ich ja schon wieder müssen. Die Aufregung kam jetzt doch.


Um mich herum sammelten sich immer mehr Läufer verschiedenster Nationen und teilweise mit lustigen Kostümen ein. Männer die als Marienkäfer oder Burgfräulein verkleidet waren, Frauen in bunten Kleidern, ein angedeutetes Brautpaar (sie mit Schleier und er mit Hut), Läufer die lustige Kopfbedeckungen trugen und überall um mich herum viele Sprachen. Am aufgedrehtesten empfand 

ich die Asiaten und die Süd/Mittel-Amerikaner. Die zückten die Handys mit den Selfie Stäben und machten ständig Fotos mit Läufern aus anderen Ländern. Sie führten auch gerne lautstarke Unterhaltungen mit ihren Landsleuten.


Vor uns gefühlte 20000 Läufer, die sich endlich langsam in Bewegung setzten. Aufgeregt entblößten sich alle von den Schutzfolien oder Jacken die am Rande 

liegen bleiben konnten. Hier in Paris kamen nicht die Pfandjäger, sondern die Klamottensammler. Alles was auf oder vor dem Zaun lag wurde eingesammelt, teilweise wurde uns noch zugerufen, wir sollten die Wäsche noch näher an den Zaun legen.


Jetzt kamen mir das erste Mal die Tränen, denn das sagte mir es ging gleich los. Wieder ein Stückchen Richtung Start, ich musste schon wieder Pipi. 

Super Blockabfertigung wie in den Alpen, vor einem Tunnel, erst die linke Seite, dann die rechte Seite, ok ich hatte noch Zeit das letzte Dixi vor der Startlinie aufzusuchen, besser ist besser, wer weiß was mich auf der Strecke erwartete. IhIh, wie so eine letzte Toilette bei so einem großen Starterfeld aussah erspare ich mir jetzt zu beschreiben. 

Jetzt wurde es ernst, denn wenn es das nächste Mal durchs Mikrofon, auf Französisch von 10 runter gezählt wird, bin ich im Rennen. Jetzt heulte ich schon wieder, ich stand hier ganz allein, ok um mich herum Niederländer, Amerikaner, Spanier, Engländer, aber niemanden den ich kannte, keine Laufpartner vom LWT, keine Dortmunder, keine Bayern. Ob ich das heute schaffe? Meine erste 

MARATHON-Begegnung „allein“, nur Ich. Da ich doch während des Laufens so gerne erzähle und zuhöre, dies konnte ich heute mit niemand teilen. Mein ersehntes Rendezvous und ich. Ok, Tränen aus dem Gesicht gewischt jetzt kam der Start, alle um mich herum zählten auf Französisch den Countdown. Die Meute bewegte sich vorwärts, die Uhren wurden an den Handgelenken eingeschaltet und es ging den ersten Kilometer auf der prächtigsten Avenue der Metropole, der Champs Élysées bergab. Hier sollte ich aufpassen, dass ich nicht zu schnell werde, meinte ein Freund vom LWT, der die Strecke 2012 gelaufen war. An der Rue de Rivoli standen immer noch viele Zuschauer die einem winkten und zuriefen. Die Straße bin ich die Tage mit dem Sightseeing Bus gefahren und hatte sie gleich wieder erkannt. Es lief gut und ich merkte langsam, dass die Sonne die Haut erwärmte. Am Start noch die Jacke angehabt und bisschen gefröstelt, wurde es jetzt recht schnell warm. Hier am Boden lag ein 2Cent Stück, aber ich konnte es nicht aufheben, sonst wären 

Hunderte Läufer über mich gestolpert. Ich ließ es liegen, wird mir bestimmt trotzdem Glück bringen. Am Monument Place de la Bastille kam die erste Versorgung. Dort nahm ich mir eine 0,33 Flasche Vittel mit Schraubverschluss, obwohl ich selbst gut mit Getränken und Essen versorgt war. Ich reiste nicht nur mit gefühlten drei Koffern zu einer Laufveranstaltung, nein ich lief auch mit drei Gürteln. Einen Gurt mit Getränkeflaschen, ein Startnummernband und Gürteltäschchen mit Handy , 

Fahrkarte, Geld, Müsliriegel , Magnesiumpulver und Gummibärchen. Ich wollte für alle Eventualitäten ausgerüstet sein. 


Ich hatte mit Francisco ausgemacht, dass ich versuchte rechts zu laufen. Somit musste ich mich nur auf die rechts stehenden Zuschauer konzentrieren. Teilweise waren die Straßen so breit, das hätte mir viel Kraft genommen immer noch nach links zu schauen. Damit ich Francisco in den Menschenmassen besser erkennen konnte, hatte er sich für ein gelbes T-Shirt entschieden, sein BVB Trikot wollte er nicht anziehen, wäre aber im Nachhinein besser gewesen. 


Es ging weiter an der Rue St. Antoine. Eine tolle Kulisse, die alten Gemäuer durch einen antiken Stadtteil, laufend zu erleben. Ein richtig toller Streifzug durch Paris. 


Die Feuerwehr hatte heute überall auf der Strecke gute Arbeit geleistet. In diesem Stadtteil z.B. hatten sie die Löschfahrzeuge seitlich am Straßenrand abgestellt und die Drehleiter über die Straße ausgefahren. Die Jungen Feuerwehrmänner saßen somit quer über der Straße und hatten uns Läufer von oben aus angefeuert: „ALLEZ“. Die Kollegen am Boden füllten die Wasserschüsseln und richteten 

den Löschschlauch mit Sprühregen auf uns Läufer, um uns ca. alle 5 km mit einer sanften Dusche zu erfrischen, das war sehr angenehm. Jetzt wusste ich auch, was es mit dem kleinen Schwämmchen in dem Starterbeutel auf sich hatte. Zum Erfrischen in die Wasserbehälter getaucht, wäre jetzt super gewesen. Leider lag es im Hotelzimmer. Ich merkte nun, dass die Temperaturen auf der Skala immer mehr anstiegen. 


Kurz vor dem Park Bois de Vincennes, hatte ich mich mit Francisco verabredet, tatsächlich sah ich das gelbe Shirt, da stand er. Das erste Treffen hatte ja schon mal geklappt. Kurz ein Küsschen abgeholt und weiter. Die Sonne brannte immer mehr und diese Grünanlage bot nicht wirklich einen Schatten, die Bäume hatten noch keine Blätter. Wir liefen ständig in der Sonne und meine Sonnencreme liegt im Hotel. In dem Park spielten einige Samba Gruppen, Straßenkünstler unterhielten uns Läufer, die Zuschauer waren überschaubar. 


Nun sprach mich ein Läufer mit einem klaren „Servus“ an. Oh dachte ich mir, meine Fahne trägt Früchte. Wir unterhielten uns einige Meter, was wir für Ziele hätten und wie wir den Lauf bis jetzt so empfanden und dann trennten sich unsere Wege wieder. 


Ein Laufkollege aus Dortmund sagte während des gemeinsamen E-X-DO-Laufs zu mir: „Edith, 20 km gehen immer“. Ok dachte ich mir, das schaffe ich heute auch locker, aber trotzdem zogen sich diese 9 km durch den Park wie Kaugummi. Ich überlegte die ganze Zeit welchen mitgeschleppten Ballast ich demnächst loswerden könnte. Bei der nächsten Begegnung mit meinem Mann möchte ich den Getränke-gürtel ablegen, denn die Versorgung klappt super. Mein geliebtes LWT Shirt möchte ich jetzt doch ausziehen, hab' ja noch ein Top drunter. Hier nochmal schnell in die Büsche verschwunden, wer weiß wies in der Stadt mit Toiletten aussieht. Jetzt standen wieder sehr viele Zuschauer am Rand, also hoffte ich auf ein einziges bekanntes Gesicht in Paris. Wir hatten Kilometer 19 passiert, hier waren wir verabredet. Welch eine Hitze! „Quelle chaleur!“

 „Wo ist er, ich will ihn JETZT treffen nichts sehnlicher als JETZT, wo ich schon nass geschwitzt bin, 

was mach ich nur wenn Francisco da nicht steht, dann muss ich alles bis zum Ziel schleppen, wo ist er 

denn!!!“. Andere Gedanken hatte ich nicht. Suchte nur am Rand dieses eine gelbe Shirt. Endlich hier nach der Zeitmessung der 20 km Grenze. Da steht Francisco. Sofort legte ich mein Kilo Getränkegürtel ab und zog mein grünes LWT-Shirt aus.


Meine Bayern Flagge musste aber umgesteckt werden, also blieben wir stehen und die Fahne kam mit drei Sicherheitsnadeln an mein grünes Top.

Es wurde noch ein Erinnerungsfoto von diesem Halt gemacht und wir verabschiedeten uns auf ein Wiedersehen im Ziel. 

Nach der Zeitmessung "Halbmarathon" viel ich dann in ein Loch. So die Hälfte ist geschafft, jetzt bist auf dem Rückweg. Hatte mir eigentlich mal jemand bei den Trainingsläufen einen Leitspruch gesagt, was nach den zwanzig so kommt? Gott sei Dank hielt diese trübe Stimmung nicht lange an. 

Bei Kilometer 23 hatte es der junge Nachwuchsfeuerwehrmann gut gemeint und den Schlauch, statt auf Sprüh-regen auf Löschen gestellt. Ich hatte Pitsche Patsche nasse Socken und eine komplette Dusche von oben bekommen.

Nun konzentrierte ich mich wieder auf meine Mitläufer und die Umgebung. Es ging an der Seine entlang und es kam das erste Mal das Gefühl von einer frischen Brise auf. Gestern empfand ich den Wind als kühl und unangenehm, aber heute war es sehr angenehm. Die Franzosen sind dafür bekannt, dass sie Menschen mit Handicap bei Sportveranstaltungen sehr stark integrieren. Bei Laufevents sind immer viele Läufer dabei, die einen Freund oder Familienangehörigen im Rollstuhl schieben. Ich wurde öfters von solchen Gespannen überholt. Als mich aber dann ein Läufer mit einer Beinprothese überholte, drückte es mir die Tränen aus den Augen. Es gibt Momente, die kann man nicht in Worte fassen, nur fühlen. 

Jetzt vermehrten sich die Bilder von dehnenden Läufern, schmerzverzogene Gesichter, Sanitäter die Läufer in Rettungsdecken hüllten und Läufer die ihre Beine nicht mehr bewegen konnten. Ich wollte die Verabredung mit meinem Marathon-Freund harmonischer beenden, deshalb ließ ich es ab jetzt ruhiger angehen. Ich bin ja die ersten 20 km in 2 Stunden gelaufen, das war viel zu schnell. Vor lauter Panik, ich könnte auch irgendwelche Krämpfe erleiden, aß ich jetzt alles was ich dabei hatte, meinen Müsliriegel, das Magnesiumpulver und zwei Gummibärchen. 


Ab Kilometer 26 ging die Strecke durch insgesamt drei Tunnels. Im Alma-Tunnel, in dem Prinzessin Diana und ihr Geliebter Dodi Al-Fayed am 31. August 1997 tödlich verunglückten, fand ich es ganz furchtbar laufen zu müssen. Dann viel mir noch das Tunnelunglück von der Loveparade 2010 in Duisburg ein, hinzu kamen die furchtbaren grünen Laserstrahlen als Effekteinlage und die schreckliche Musik aus der Konserve. In diesem Tunnel-Abschnitt ging‘s mir stimmungsmäßig nicht gut und wollte hier nur noch weg. Ich lief und lief, als wäre ich auf der Flucht. Es ging bestimmt 1 km durch die Hölle. Die beiden folgenden Tunnelanlagen waren nicht mehr so lange und mit Livemusik und Tanzeinlagen bestückt, somit fand ich diese nicht mehr so erdrückend. Die singenden Zuschauer und das Sonnenlicht am Tunnelende hellten die Stimmung sofort wieder auf. 


Endlich lief ein Läufer mit einem Deutschland Trikot vor mir her. Ich sprach ihn an, dass ich mich endlich auf Deutsch unterhalten könnte, aber der Berliner meinte mit ihm wäre nicht mehr viel los und er wäre nicht mehr der beste Gesprächspartner. Hiermit bedanke ich mich bei dem Berliner, der mich noch in einem kurzen Dialog einige Meter begleitet hatte und mich diese Kilometer kurzweilig empfinden ließen. 


Bei Kilometer 30 war ich in einem Zustand, den ich noch nie bei mir wahrgenommen hatte. Aus Erzählungen heraus, sind wir jetzt in der Höhe des Eiffelturms. Ich hatte mich bei der Anmeldung zum Paris Marathon, sehr gefreut, als es hieß, die Streckenführung geht am Eiffelturm vorbei. Den ganzen Lauf wartete ich darauf am Turm her zu laufen, als ich da war, habe ich nix gesehen. Tunnelblick!!! Ich sah 

keine Zuschauer und keine Umgebung. Ich nahm lediglich die Versorgungsstelle war, die ich auch in Anspruch nahm. Die geviertelten Orangenstücke auf der ganzen Strecke waren echt lecker, hinterließen, aber auch eine ganze Menge Dreck und ich musste aufpassen, dass ich auf diesen klebrigen Schalen nicht ausrutschte. Hier unterhielten sich zwei spanische Mädchen, dass sie gerne das Massage-Angebot in Anspruch nehmen wollten und brachen den Lauf ab. Wenn ich mich jetzt hier auf diese Stühle, bzw. auf die Liege gelegt hätte, würde ich nicht mehr hochkommen und hätte bestimmt nicht gefinisht. Es waren alle Massageplätze belegt, es gab viele Läufer die diesen Service angenommen hatten. 


Mir fällt das Motto von einem Lauffreund ein, den er mir in einer Mail als Motivation zu meinem Paris Date geschrieben hatte: „Einen Brief gibt man auf, einen Lauf nicht!!!“ 


„Ok das mach ich jetzt, ich beende egal wie“. 


Jeder kennt bei Stadtbesichtigungen Asiaten, die mit den Kameras die ganze Welt fotografierten. So auch bei diesem Marathon, in der Stadt der Liebe. Die Koreaner und Taiwanesen blieben immer wieder stehen und fotografierten sich und die Umgebung, sie wollten die tolle Stimmung in Bildern festhalten. Das Bild des asiatischen Läufers mit Kamera kannte ich bis dato noch nicht. 


Kurz vor km 32 stand die Feuerwehr wieder mit dem Wasserschlauch bereit. Auf die konnte ich mich echt verlassen. Super jetzt hatte ich schon wieder nasse Füße, die mussten den Schlauch erneut auf Löschen eingestellt haben. Ich war jetzt richtig geduscht. Macht nichts, bis zum Ziel wird mein Top bestimmt wieder getrocknet sein, da schoss es mir durch den Kopf, abgesprochene Sache mit dem Fotografen für die Zielgerade. Es gibt nichts Aufregenderes als Frauen im nassen T-Shirt!! Egal weiter 

laufen. Gerade darüber nachgedacht, hier kennt dich sowieso keiner, ruft eine Frau an der rechten Seite „Très bien Edith“. Kinder wollten mich unbedingt mit den Händen abklatschen und dann liefen Sie schon wieder, die Tränen, was war das denn. Das berührte mich so emotional, jetzt musste ich aber ganz schön heftig weinen. Und weiter ging es mit Anfeuerungszurufen „dépêche toi Edith“

Der Klang meines Namens auf Französisch war so weich und angenehm warm. 


Nein, Aufgeben kam nicht in Frage. Meine Uhr sagte ich war 3:40 unterwegs, super auch wenn ich jetzt den Rest walken würde, kam ich noch gut ins Ziel. Schließlich hatte ich für mindestens 5 Stunden bezahlt und die sind noch lange nicht rum. Das Schönste an diesem Marathon durch die bezaubernde Stadt mit dem gewissen Flair ist, dass ich durch historische Stadtviertel lief, an Häuser und idyllische Ecken vorbeikam, Grünanlagen durchquerte, die ich nie und nimmer in einer dreitägigen Sightseeing Tour als Tourist gesehen hätte. Die Künstler mit ihren Verkaufsständen an der Seine, die breiten sowie bisschen engere Straßen, die Musiker und Tänzer in Strumpfhosen mit ihrem unterschiedlichsten Repertoire, die verschiedenen Bodenbeläge von warmen Teer, Kopfsteinpflaster bis Kies, die fantastischen Fassaden in grau, begrünt oder bunt. Mein Marathon-Freund zeigte mir den Zauber dieser schönen Seine-Metropole und ich bin ihm sehr dankbar, dass er mit mir bei super sonnigem Wetter, diese etwas andere Stadtführung gemacht hat. Somit erlebte ich den Charme dieser Stadt so ganz „nebenbei“. 


Und schon war ich ein bisschen traurig, denn mir fielen die Worte von meinem Lauffreund ein: „Das Schönste ist vorbei“. Ich will jetzt aber nicht, dass es schon vorbei ist, ich habe mich ein halbes Jahr darauf gefreut und vorbereitet und jetzt sollte ich schon bald im Ziel sein. Ich glaubte im Unterbewusstsein machte ich jetzt erst recht einen auf langsam. Ich ging hier in dem Hippy Park nochmal in die Büsche und versuche die letzten 5 km zu genießen. Die Bands und Tanzgruppen 

unterhielten uns unentwegt. 


Wie aus dem nichts, tauchte plötzlich der Mexikaner vom Start wieder auf. Er lief mit Kopfhörer, die waren in Paris nicht verboten. Der Mexikaner war, wie vor 4 Stunden, in guter Stimmung und sang seine spanischen Lieder lautstark mit. Ich tänzelte hinter ihm her, denn die gute Laune steckte an, mir ging es gleich viel besser. 


Jetzt wurden die Versorgungsstände nicht mehr von Vittel gesponsert, sondern von Vereinen. Hier hätte ich meinen ersten französischen Cidre trinken können, aber ich lehnte dankend ab. Schwankend wollte ich nicht zum Arc de Triomphe, der die Größe Frankreichs symbolisiert, laufen. In der Grünanlage Bois de Boulogne wurden von dem Marathonsponsor “Haribo“, Gummibärchen gereicht. Die nahm ich dankend an, denn die gab’s bei meinem Trainingsläufen auch immer. Die kannte mein Magen. 


Kurz vor der Kilometermarke 40 stand eine Frau mit der Finisher-Medaille in der Hand und rief „Only two kilometers, and you have this in your hand“, diese Motivation fand ich Klasse. Nach der Zeitmatte bei 40 km, hätte ich ein kleines Glas Rotwein trinken können, irgendeine Weingegend machte hier auf sich aufmerksam, aber ich lehnte auch hier dankend ab. 


Eine Cola hätte ich gerne gewollt, aber die bot niemand an. Schön ist es auch zu sehen, dass einige Finisher mit ihrem tollen, leuchtenden Finisher-Shirt und der Medaille um den Hals, uns Läufern entgegen kamen und uns anfeuerten. Das Ziel ist nicht mehr weit. 

Bei Kilometer 41 wurde ein Foto gemacht, das ich später bei Facebook sah. Meine Freunde konnten es 

schon sehen und liken, bevor ich im Ziel war, die Technik von heute, schon faszinierend. 


Jetzt wurden die Zuschauer wieder mehr, die Musik wurde lauter, das sagte mir: es ist gleich zu Ende. Das war meine Verabredung mit dem Freund „Paris Marathon 2015“ schießt es mir durch den Kopf. Ich war über 4 Stunden mit ihm zusammen und habe keine Minute bereut. Es gab diesmal andere Empfindungen und Eindrücke und er hatte mich wieder begeistert und nicht enttäuscht. 


Nun werde ich mitgezogen von dem emotionalen Zieleinlauf auf der Avenue Foch, ich sah meinen Mann in der Zuschauermenge am Absperrgitter, auf der linken Seite stehen. Er hatte mich nicht gesehen, also lief ich zu ihm zurück und gab mich zu erkennen: „Hallo ich bin hier“. Er reichte mir die eingestellte Videokamera, ich filmte mich, die Zuschauer und die letzten Meter und lief mit den Videoaufzeichnungen über die Ziellinie. Ich riss die Arme nach oben, freute mich so, dass ich gesund 

und nüchtern im Ziel war, heulte und heulte. 


Eine Dame sprach mich noch an, von wo ich aus Bayern kam, ich sagte aus München, sie meinte sie auch, wir fielen uns um den Hals, gratulierten uns und ich weinte immer noch.

Mein Rendezvous ging 4 Stunden, 39 Minuten und 20 Sekunden. 

  

  

Bei meiner vierten Begegnung mit meinem Marathon-Freund hatte er mir auch ein Geschenk mitgebracht. Ich hatte es dankend angenommen, somit kann ich mich noch eine Weile an die vierte Begegnung erinnern. Er schenkte mir meinen ersten, blauen Zeh, klein aber fein. Merci beaucoup, Danke lieber Marathon-Freund und eins weiß ich auch: Wir sehen uns wieder!!! 


Edith Pacheco, April 2015