Uwe Appel – Bericht Ironman Frankfurt 2013
Boaaahhh geschafft! Ich stehe auf dem roten Teppich im Zielbereich des Ironman 2013 in Frankfurt und kann es kaum fassen. Eine große Last fällt von mir ab. Ironman, das wollte ich unbedingt schaffen. Nach 40 Marathon- und einigen Ultra Läufen, musste eine neue Herausforderung her.
Der Ironman in Frankfurt 2013 soll es sein.
„Du bist ja verrückt“ ist der Tenor von meinen Lauffreunden im Lauftreff LWT Dortmund-Ost als sie von meinem Vorhaben erfahren, den Ironman in Frankfurt zu machen. Diese Meinung ist aber nur vor kurzer Dauer.
Viele bieten sich an, mein Training zu begleiten. So fahre ich Rad mit Andreas und laufe die langen Läufe mit Wolfgang und der Marathontruppe.
Als Schwimmtrainer konnte ich Bernd M. gewinnen, Glück gehabt, einen besseren gibt es nicht!
Vielen Dank für eure Unterstützung!
Die 34 Wochen Vorbereitungsphase beginnt im November 2012. Zuerst ganz lockeres GA1 Training. Die Einheiten sind kurz und gut zu schaffen. Die Einheiten werden aber im weiteren Verlauf mehr, umfangreicher und schneller. Schon in der Trainingsphase wird „der eiserne Wille“ geprobt. Es gibt unglaubliche Trainingstage, wo du 6 Stunde Rad fährst und anschl. noch die Laufschuhe anziehen musst…
Das Wetter hat sich im ersten Halbjahr ja auch nicht unbedingt von seiner besten Seite gezeigt.
Das bedeutet, Schwimmen im Hallenbad, Kacheln zählen, Radfahren auf der Rolle, Laufen draußen, wo sonst…
Freitag 05.07.13
Die Anreise nach Frankfurt verläuft ohne Probleme. Kurz ins Hotel. Dort treffen wir uns mit Bewes (ein Triathlon-Freund) und seiner Frau. Anschl. sofort zum Römer, denn dort gibt es die Startunterlagen und um 14:00 Uhr ist die Wettkampfbesprechung. Die Teilnahme ist Pflicht.
Abends gibt es eine Pasta-Party. Pasta und Trinken ohne Ende...
Samstag 06.07.13
Heute ist Radabgabe am Langener Waldsee. Die Anreise dorthin ist recht lustig.
Die Athleten treffen sich am Main-Kai. Von dort aus fahren die großen Gelenkbusse vollgestopft mit Athleten und Rädern zum See. Die Fahrt dauert ca. 30 Minuten. Der Rad Check-In ist schnell gemacht und man bekommt schon ein Vorgeschmack auf das, was morgen hier los sein wird. Unglaublich der Anblick der vielen Räder. Hier stehen Millionen Euro rum…
Um schon mal ein Gefühl für die Wasserqualität bekomme, gehen wir eine kleine Runde schwimmen im See. Das Wasser ist nicht so kalt wie ange-nommen und die Sicht unter Wasser geht auch.
Abends noch Nudeln essen, um noch ein paar Kohlenhydrate aufzunehmen. Kann nicht schaden!
Sonntag 07.07.13 race-day
3:00 Uhr geht der Wecker. Den brauche ich eigentlich nicht, denn ich bin schon wach. Die Nacht war recht kurz und viel geschlafen habe ich auch nicht.
3:30 Uhr - Frühstück: 2 Brötchen mit Nutella, Kaffee und Orangensaft.
4:30 Uhr - Treffen mit den Anderen und Abmarsch zum Main-Kai, Busstation.
5:45 Uhr - Ankunft am Langener Waldsee.
Ich verabschiede mich von Ina und den Anderen. Ich muss in den Athleten-bereich.
Jetzt geht es los…
Ab in die Wechselzone. Ich bin recht aufgeregt.
Ein kleiner Besuch am Rad (Plane entfernen, Luft prüfen, Erste Verpflegung am Rad deponieren).
Ich schau mich um und dachte nur: Schau sie dir an, hier sind tausende motivierter Athleten. Alle haben mehr und besser trainiert als ich. Hätte ich doch noch mehr gemacht…
In den 34 Wochen bin ich ca. 80 km geschwommen, 4700 km Radgefahren und 1300 km gelaufen.
Na ja, zu spät, wird schon klappen…
Schwimmen:
Um 6:45 Uhr starten die Profis und 300 ausgeloste Athleten. Die haben Glück, die haben Platz beim Schwimmen.
Im Schwimmbereich stehen auf einmal 2 Freunde von mir. Hansmartin und Dirk. Was ist los?
Was macht ihr hier? Beide sind heute Morgen angereist, um mit dabei zu sein. Das gibt mir ein Extra Schub! Klasse!
Um 7:00 Uhr sind wir dran:
Ich reihe mich ein und schon bin ich im Wasser. Ein wenig einschwimmen und schon geht es los…
Die Meute ist frei gelassen. Es wird getreten, geboxt. Hier ist was los. Rock 'n' Roll!!
Nur nicht stehen bleiben, einfach weiter schwimmen, egal wie…
Ich komme nach ein paar Minuten einigermaßen in einen Rhythmus. Ist zwar nicht meiner, aber egal, Hauptsache ein Rhythmus. Ab und zu kommt Panik auf. Zum Beispiel an den Wendepunkten, oder wenn man einfach überschwommen wird.
Nach 1:13 h verlasse ich das Wasser. Alles ist gut gegangen. Ich habe überlebt.
Wechseln 1:
Ich laufe die Sanddüne hoch zum Beutel- Ständer um meinen Wechselbeutel zu holen. Ich ziehe mich zügig um. Neo aus, abtrocknen, Sonnencreme auftragen, Trikot an, Socken und Radschuhe an, die Radhose hatte ich schon unter dem Neo. Nasse Sachen in den Beutel und ab zum Rad. Am Rad schnell den Helm und Brille auf und die Startnummer umbinden.
Rad schnappen und zum Startpunkt laufen. Erst hier darf man aufsteigen. Für das Wechseln 1 benötige ca. 11 Minuten.
Radfahren:
Die erste Runde fahre ich recht schnell. 30er Schnitt. Eigentlich hatte ich ein 25er Schnitt geplant. Am Ende der Ersten Runde, in Frankfurt, sehe ich Ina. Das tut gut. Das gibt Kraft für die zweite Runde, jedoch entscheide ich, die zweite Runde ruhiger anzugehen.
Noch einmal 80km und die 4 Steigungen überstehen, dann kommt das Laufen.
An der Steigung „the hell“ sehe ich einen Arbeitskollegen Uwe und seinen Vater Michael, die mich anfeuern.
Das tut wieder gut…
Das Tempo zu halten gelingt mir einigermaßen, so dass ich nach gut 6:18 h wieder in Frankfurt ankomme, um auf die Laufstrecke zu wechseln.
Wechseln 2:
Ich fahre bis zur Markierung. Nur bis hier hin darf man fahren, sonst gibt es eine Karte!
Das Rad wir mir von einem Helfer abgenommen und laufe nun zu meinem 2. Wechselbeutel.
Ab ins Zelt, wieder umziehen. Helm ab, Trikot und Radschuhe aus. Abtrocknen, Sonnencreme auftragen, Lauf- Shirt, Laufschuhe und Kappe anziehen. Radsachen wieder einpacken und es kann losgehen. Die Uhr läuft weiter…
Für das Wechseln 2 benötige ich ca. 8 Minuten
Laufen:
Eigentlich „meine“ Disziplin, aber der Marathon in einem Ironman hat nichts mit dem Marathon laufen zu tun, so wie ich es gewohnt bin. Wenn du 3,8 km schwimmen und 180 km Radfahren in den Beinen und im Kopf hast, ist das echt was anderes!
Es sind ja 4 Runde am Mainufer zu laufen. Für jede Runde gibt es ein farbiges Armband. Es gibt eigentlich keine Stelle, an dem sich keine Zuschauer befinden. Eine unglaubliche Stimmung. Die Verpflegung ist 1A. Alle 2 km gibt es einen Stand mit Wasser, Cola, ISO, Schwämme und Eis. Klasse!
Die erste Runde ist OK. Ich habe den Eindruck, dass es immer wärmer wird. Der Körper kocht…
An jedem Getränkestand nehme ich einen Schwamm und drücke das kalte Wasser über den Kopf aus. Eiswürfel in der Hand und ab und zu im Nacken tuen gut…
An Ende jeder Runde stehen Ina und die anderen. Das tut noch besser. Das gibt wieder Energie!
Die Zweite Runde ging auch einigermaßen. Ich laufe von Getränkestand zu Getränkestand und lege dann Gehpausen ein.
In der dritten Runde fing es an „ernst“ zu werden. Gels konnte ich keine mehr aufnehmen. Ich kann kein süßes Zeugs mehr sehen. Irgendwie schaffe ich auch diese Runde.
Die vierte Runde hatte es in sich. Ich konnte keine Flüssigkeit mehr aufnehmen. Selbst ein Schluck Wasser war unangenehm im Mund und musste es wieder ausspucken. Ich wollte unbedingt das Ziel erreichen. Auf der Strecke hatte ich schon einige dehydrierte Läufer gesehen. Das wollte ich nicht!
Ich rette mich mit den angebotenen Eiswürfeln, die ich in den Mund nahm. Das ging und tat gut.
Der Weg zum Ziel am Römer war unglaublich. Ich laufe durch Menschenmassen. Diese Leute kennen mich gar nicht, feuern mich an ohne Ende. Auf der Tribüne erkenne ich Ina, die mir zuwinkt.
Ein paar Meter noch, dann habe ich es geschafft.
Im Ziel wird man herzlich empfangen mit den Worten: You are an Ironman!!!
Boaaahhhh geschafft!!! Der „eiserne Wille“ hat sich durchgesetzt!
Marathon in 4:53h
Gesamt-Zielzeit: 12:45 Stunden
Die Betreuung im und nach dem Zielbereich war wieder 1A. Jeder Athlet hatte seinen eigenen Betreuer. Unglaublich!
Nach dem Duschen ging es dann raus aus dem Athleten-Bereich um Ina und die anderen zu treffen.
Jetzt hatten wir noch Gelegenheit um andere Athleten beim Zieleinlauf zu sehen. Herrlich!!!
Die Prozedur „Rad und Wechselbeutel abholen“ verlief ohne Probleme.
Ab ins Hotel, Neo auswaschen.
Mein Handy blinkte schon. Einige Facebook und Mail- Nachrichten waren vorhanden.
Laura hat sich gemeldet und Wolfgang hat den ganzen Rennverlauf verfolgt und mir das komplette Protokoll geschickt!
Vielen Dank an Ina und Laura und alle die an mich gedacht und mir die Daumen gedrückt haben!!!
Montag 08.07.13 after race-day
Am Montag gab es noch einmal eine „after race party“.
Hier wurden die Sieger geehrt und die 100 Hawaii Slots vergeben. Ich war leider nicht dabei!
Sehr beeindruckend welche Zielzeiten hier genannt werden.
Es gab noch ordentlich was auf die Gabel, so dass wir uns gestärkt Richtung Heimat aufmachen konnten.
Fazit: Du kannst den Ironman – Langdistanz schaffen:
Voraussetzung:
Die Familie muss das Voll unterstützen.
Ein hartes, teilweise einsames Training ist zu absolvieren.
Die Ausrüstung muss angeschafft werden
Der Wille es zu schaffen muss unbedingt vorhanden sein!
Aber es lohnt sich! Für mich war das eine schöne Lebenserfahrung!
Ob ich so ein Ironman in der Langdistanz noch einmal machen werde, lasse ich offen...
Im Moment denke ich eher an die Olympische (1,7/40/10) Distanz oder max. ein Half Ironman (1,9/90/21). Mal sehen…
Uwe Appel
Als Abschluss noch ein Zitat vom IRONMAN:
IRONMAN© ist kein Rennen, sondern eine Einstellung zum Leben. „Anything is Possible – Alles ist möglich“™, ist das Credo, das uns alle verbindet. Seit nunmehr 35 Jahren stellen sich IRONMAN-Athleten einer Herausforderung, die inzwischen als das härteste Ein-Tages-Ausdauerevent der Welt bezeichnet wird. Es ist ein Sport, der von Werten lebt: Sportsgeist, Kameradschaft, Durchhaltevermögen. Es sind vier Worte, die einen Sportler nach 3,8 Kilometer Schwimmen, 180,1 Kilometer Radfahren und 42,2 Kilometer Laufen für immer verändern: „You are an IRONMAN – Du bist ein IRONMAN.“
Einige Impressionen von diesem Ereignis.
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